SPORT VERNETZT nachgefragt

Matthias Gensner und Jan Ammensdörfer von iSo Bamberg im Gespräch

Fotos: Rahel Metzner/Jan Ammensdörfer

Zwei erfolgreiche Summits unserer bundesweiten Bewegungsinitiative SPORT VERNETZT in Hagen und Lüneburg liegen hinter uns. Die dritte unserer fünf Stationen diesen Sommer führt uns nun nach Bamberg. Vor dem regionalen Netzwerktreffen fragen wir nach, was sich dort seit dem Auftakt von SPORT VERNETZT getan hat. Im Gespräch: Matthias Gensner (Geschäftsführer) und Jan Ammensdörfer (Projektverantwortlicher) von der innovativen Sozialarbeit (iSo) Bamberg.


Matthias und Jan, in welchen Bereichen engagiert sich iSo Bamberg?

Matthias Gensner: Wir sind ein sozialer Träger, der versucht, innovative soziale Arbeit zu machen. Was bei uns im Namen steht, sollte auch Programm sein. Wir schauen: Wo drückt gerade gesellschaftlich der Schuh? Und dann versuchen wir Antworten zu finden. Wir sind sehr breit aufgestellt und versuchen, die komplette Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen abzudecken. Bei uns kann man viel Spaß haben, die Freizeit verbringen, kann aber genauso Unterstützung erhalten, wenn man Probleme hat. Es geht bis dahin, dass wir Wohngruppen haben für Jugendliche, die nicht mehr bei ihren Familien sein können. Diese Lebensweltorientierung ist für uns ein ganz wichtiges Prinzip. Das zweite ist die Sozialraumorientierung. Wir versuchen in Sozialräumen mit verschiedenen Angeboten tätig zu sein, beispielsweise mit einer Ganztagsschule, mit Jugendarbeit und Schulsozialarbeit.

Mit welchen Kindern und Jugendlichen arbeitet ihr in Bamberg zusammen?

Matthias Gensner: Ein Schwerpunkt unseres Wirkens liegt bei sozial benachteiligten Kindern und Jugendlichen. Mit ihnen arbeiten wir in der Stadt Bamberg genau wie im Landkreis, wo es ein ganz anderes Wohlstandsniveau gibt. Wir sind aber grundsätzlich milieuübergreifend tätig und unsere Angebote richten sich auch an Kinder aus akademischen Elternhäusern. 80 Prozent unserer Arbeitszeit fließt in 20 Prozent der Jugendlichen, die einen besonderen Bedarf haben. Und mit 20 Prozent der Arbeitszeit erreichen wir dann 80 Prozent der anderen Jugendlichen.

Matthias Gensner & Jan Ammensdörfer

Welche Rolle spielt der Sport bei euren Angeboten?

Matthias Gensner: Für mich als Sozialarbeiter spielt Sport schon immer eine sehr große Rolle. Ich habe selbst auch eine Sportlerbiografie, leider keine erfolgreiche (lacht). Ich habe in meinem eigenen Leben gemerkt, wie wichtig und positiv Sport ist. Schon im Studium habe ich mich intensiv damit beschäftigt, wie Sport als Medium helfen kann, soziale Arbeit zu leisten. Es ist ein einfacher Zugang. Man startet nicht über das Reden und fragt, welche Probleme jemand hat. Sondern man startet über den Körper und die Bewegung. Daher spielt Sport auf allen Ebenen eine wichtige Rolle: in der offenen Jugendarbeit, bei Projekten wie SPORT VERNETZT und BasKIDball, in der Ganztagsschule oder auch bei der sozialen Gruppenarbeit. In unserer Wohngruppe wird viel Sport gemacht, und wir schauen darauf, dass die Kinder in Vereine gehen.

Die Ganztagsschule kommt in den nächsten Jahren bundesweit. Welche Idee für die Ganztagsbetreuung verfolgt ihr?

Matthias Gensner: Das Thema haben wir als Träger schon lange. Wir sind seit 15 Jahren in dem Bereich tätig, und der Bedarf nimmt natürlich stark zu. Anspruch und Wirklichkeit prallen aber oft aufeinander, da die Ressourcen, die zur Verfügung gestellt werden, leider sehr begrenzt sind. Unser Ansatz als Jugendhilfeträger ist, dass Schule mehr ist als ein Lernort. Wir versuchen Schule immer zum Lebensort zu machen. Gerade wenn Kinder und Jugendliche länger dort bleiben, dann muss sich das Angebot stark wandeln. Ich kann nicht einfach die Schulzeit um vier Stunden verlängern und die Kinder in ihrem Klassenzimmer sitzen und das machen lassen, was sie vormittags schon gemacht haben. In die Schule müssen Kompetenzen Einzug halten, die früher im Freizeitbereich oder im informellen Bildungsbereich stattfanden. Früher war die Straße für Jugendliche ein wichtiges Lernfeld. Wenn das alles im pädagogisch orientierten Rahmen stattfindet, müssen wir uns viele Gedanken machen, wie wir gewisse Erfahrungswerte in die Schule hineinbekommen.

Wie vernetzt ihr euch mit den Bildungsträgern?

Matthias Gensner: Im Rahmen von SPORT VERNETZT sind wir mit Kitas in der Stadtteilarbeit im Austausch. Unsere Schwerpunkte sind aber Kinder im Grundschulalter und dann natürlich im Jugendalter ab elf, zwölf Jahren.

Jan Ammensdörfer: Der Ganztagsausbau stellt auch gesamtgesellschaftlich eine Verschiebung dar. Wenn Schule länger geht, wollen Eltern nicht weniger mit ihren Kindern zu tun haben. Das wirkt sich auf Familien, auf Vereine und auch auf unsere Angebote aus. Deswegen ist klar, dass es einer intensiven Kommunikation mit den Schulen bedarf. Ich glaube, es kommt langsam auch in den Schulen an, dass man da Partner sein kann.

Welche Impulse konnte SPORT VERNETZT in den letzten Monaten liefern?

Jan Ammensdörfer: Zum einen hat uns das neue Zugänge geschaffen. Durch das Gesamtnetzwerk ist zum anderen eine neue Aufmerksamkeit dafür entstanden, Kinder früh in Bewegung zu bringen. Längerfristig profitieren auch die Vereine davon, weil sie sich präsentieren können, andere Kontakte knüpfen und an den Kitas und Schulen die Wünsche der Kinder und Eltern mitbekommen. Wir haben einen Sportvereinstag veranstaltet, an dem sich Vereine vorstellen und vernetzen konnten. Zudem organisieren wir ein monatliches Wochenendangebot, in das wir die Vereine integrieren. Hinzu kommen Stadtteil-Camps in den drei Sozialräumen, in denen wir mit SPORT VERNETZT aktiv sind. Da wächst etwas Gutes.

Freak City Bamberg e.V. ist ein wichtiger Projektpartner.

Jan Ammensdörfer: Absolut, der Verein zu den Bamberger Profis ist als ganz wichtigen Partner seit Tag eins mit dabei. Der Verein engagiert sich konzeptionell und mit seinen Coaches. Wir schauen darüber hinaus, welche anderen Vereine noch mitmachen können. Beim Summit treffen sich jetzt im Juli die Netzwerkpartner aus der Region.

Welche Themen wollt ihr als iSo Bamberg dort setzen?

Matthias Gensner: Zusammen mit den Sportvereinen, die SPORT VERNETZT umsetzen, möchten wir einen kleinen Ausflug in die Welt der Jugendhilfe machen.

Jan Ammensdörfer: Freak City Bamberg e.V. wird ebenfalls einen Part übernehmen und beleuchten, wie es ist, als Profiverein Verantwortung zu übernehmen.

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