SPORT VERNETZT Berlin

Workshop in Berlin: Wie sollte ein bewegungsförderlicher Schulhof aussehen?

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Grüne Oase mit Spiel- und Ruhezonen für unterschiedliche Altersgruppen oder doch eher Gefängnishof zwischen Beton und Tristesse? An den eigenen Schulhof kann man sich erinnern, ohne viel darüber nachzudenken. Dr. Ahmet Derecik von der Humboldt-Universität forscht seit vielen Jahren zum Thema. Bei einem Workshop von SPORT VERNETZT Berlin an der Albert-Gutzmann-Schule diskutierte er mit mehr als 30 Schulleitungen, Lehr-, Sozial- und Verwaltungskräften sowie Coaches über Realität und Vision.

Dass der Vortrag an ALBAs Partnerschule in Berlin-Wedding stattfand, war kein Zufall. Hier entsteht in den kommenden Jahren ein neues Schulgebäude, die Planung des Schulhofs steht ebenfalls ganz oben auf der To-Do-Liste von Schulleiter Udo Meinecke. „Wir wollen auf unserem Schulhof mehr Bewegungsangebote ermöglichen“, so Meinecke, der sich um 580 Kinder und mehr als 100 Beschäftigte kümmert. Statt einer traditionellen Flurschule entsteht in der Pankstraße bald eine sogenannte Compartmentschule mit offenen und flexiblen Lernbereichen. Auch der Sport spielt eine zentrale Rolle. „Wir möchten unsere Klientel über den Sport in Bildung bringen und den Familien zeigen: Das bleibt fürs Leben.“

Der Vortrag von Ahmet Derecik fand noch in einem baufälligen Gebäude statt, das bald abgerissen wird. Er begann mit einem anschaulichen Rechenbeispiel: Elf bis zwanzig Schulstunden verbringen Ganztagsschulkinder pro Woche in Schulfreiräumen wie dem Hof oder Pausenraum. Nach dem Unterrichtsklingeln stürmen die Kids auf ihren Fußballplatz, zu den Schaukeln oder in eine ruhige Ecke, um sich gemeinsam zu treffen. Das informelle Lernen in diesen Pausen werde aber viel weniger berücksichtigt als das Geschehen im Unterrichtsraum. „Der Schulhof hat keine Lobby“, findet Derecik, der seine Dissertation über den Schulhof als bewegungsorientierten Sozialraum geschrieben hat und Schulen bei der Gestaltung berät. „Der Schulhof ist der größte Sozialraum, den Kinder haben.“

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Derecik plädiert dafür, Angebote für unterschiedliche Altersgruppen zu differenzieren und verschiedene Zonen auf dem Hof zu schaffen. Eine Tischtennisplatte werde von Kindern aus der zweiten Klasse ganz anders genutzt als von Jugendlichen aus der sechsten oder neunten Klasse, wieder anders von Mädchen oder Jungen. Alle müssten sich bei einer Neugestaltung wiederfinden. Auch regt er an, neben normierten Spielgeräten wie Schaukeln und Klettergerüsten mit vorhandenen Materialien wie Baumstämmen oder Autoreifen die Kreativität der Schulkinder anzuregen. Derecik: „Die informellen Zeiträume in der Ganztagsschule gilt es zu nutzen.“

Und so gab es viel mitzunehmen an diesem Nachmittag für die Teilnehmenden. Denn: Allen Beteiligten noch mehr Austausch zu den Themen Sport, Bewegung und Ganztag zu ermöglichen, auch dafür ist SPORT VERNETZT. Die nächsten Fortbildungsformate folgen!

SPORT VERNETZT Berlin wird über das Programm „Förderung ressortübergreifender Projekte im Rahmen der Gemeinschaftsinitiative (GI)“ durch die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport sowie die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung unterstützt.

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